Baden-Powell

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Sir Robert Stephenson Smyth Baden-Powell, Lord of Gilwell

Sir Robert Stephenson Smyth Baden-Powell, Lord of Gilwell

Jedem Pfadfinder in der ganzen Welt sind die Buchstaben B. P. ein Begriff. Bezeichnen sie doch den Chiefscout of the world“, Sir Robert Stephenson Smyth Baden-Powell, Lord of Gilwell.
Um den tieferen Sinn der Pfadfinderbewegung verstehen zu können, muss man sich zuerst mit der genialen Schöpferfigur beschäftigen, die durch ein Buch die Grundlage zu der großen pädagogischen Bewegung legte, die heute die ganze Welt umfasst.

B. P. wurde am 22. Februar 1857 als fünftes Kind von insgesamt sieben in London geboren. Zwei Jahre später verstarb sein Vater, Professor für Theologie, Naturwissenschaften und Geometrie. Bereits 19 Jahre später trat B. P. in die militärische Laufbahn ein, welche ihn zuerst nach Indien und später nach Afrika führte. Während dieser Zeit nahm B. P. die Eindrücke und Erkenntnisse auf, die sich später bei der Gründung der Pfadfinderbewegung als überaus fruchtbar erwiesen.

So z. B. sind folgende persönliche Erlebnisse Baden-Powells in den Grundlagen der heutigen Pfadfinder nachweisbar: B. P. entwickelte in der Armee in Indien das Patrolsystem. In der Pfadfinderarbeit gilt das Prinzip der kleinen Gruppe“ (Patrol=Sippe). Ferner erfand B. P. als Auszeichnung und Kennzeichnung der Armeekundschafter das Abzeichen Arrowhead“ (Pfeilspitze). Aus dieser Idee entwickelte sich die Lilie als Pfadfinderabzeichen.

Eine sehr wichtige Begebenheit für die Entwicklung der Pfadfinderarbeit ist die Begegnung mit Rudyard Kipling, dem Verfasser der Dschungelbücher. Kipling beschreibt ein Menschenkind, das bei den Tieren im indischen Dschungel aufwächst, deren Sprache und Lebensgewohnheiten erlernt und die große Tierfamilie begreift. Dieses Buch diente u. a. Walt Disney als Vorlage für den weltbekannten Zeichentrickfilm „Das Dschungelbuch“. Aus dieser Begegnung mit Kipling sind folgende, heute noch gebräuchliche Begriffe der Pfadfinderarbeit abzuleiten: „Wölflinge“ als Bezeichnung der Kinderstufe in der Pfadfinderarbeit, „Akela“ als Bezeichnung für den Leiter von Wölflingen, „Baghira“ als Bezeichnung für die Helfer der Akelas. Auch die weitere Symbolik in der Pfadfinderarbeit, vor allem in der Kinderstufe, ist auf Kipling zurückzuführen. (Treffen am Ratsfelsen, Wolfsgeschrei etc.)

Aus den Treffen mit verschiedenen afrikanischen Stämmen, erhielt B. P. weitere Anregungen für die Pfadfinderidee. Die Gebräuche der Zulus fanden ihren Niederschlag im Pfadfinderpfiff und in den Pfadfindertänzen. Die „Askantin Expedition“ brachte den Pfadfindern das Signalverfahren mit Trommel und Rauch. Die Idee des „Jamboree“, des im vierjährigen Rhythmus stattfindenden internationalen Pfadfindertreffens stammt von den Buschmännern.

Diese und andere Erkenntnisse setzte B. P. in seinem ersten Buch „Aids to scouting“ für die Ausbildung der Kundschafter in der britischen Armee um. Das Buch erschien 1899, gerade als er im Verlauf des Burenkrieges die Leitung der Verteidigung der belagerten Stadt Mafeking hatte, und fand bald Einlass als Erziehungsmittel in verschiedenen Knaben- und Mädchenschulen.
In diese Zeit fällt auch die Entstehung einer britischen militärischen Jugendorganisation, der „Boys Brigade“. B. P. wird 1903, nach einer Parade dieser Organisation aufgefordert, sein Buch „Aids to scouting“ für diese „Boys Brigade“ umzuschreiben. B. P. beschäftigte sich einige Jahre intensiv mit dem Problem der Jugenderziehung und entwickelte nach und nach eine Erziehungsmethode, die in der Welt ihresgleichen sucht.

Schließlich 1907 ist es soweit. B. P. fährt mit einer Gruppe von Jugendlichen aus allen Bevölkerungsschichten auf das erste Zeltlager der Pfadfindergeschichte auf „Brownsea Island“ vor der Küste Englands. Die Teilnehmer trugen eine einheitliche Uniform, um die sozialen Unterschiede nicht erkennbar werden zu lassen. Das Lager bestätigte Baden-Powells Methode in allen Punkten und übertraf sogar noch seine Erwartungen. B. P. schrieb daraufhin sein nächstes Buch „Scouting for Boys“. Eigentlich als Arbeitsbuch für die „Boys Brigade“ gedacht, entwickelte sich das Buch zu einem Bestseller. Die Jugendlichen schlossen sich zu Gruppen zusammen, ohne jedoch der „Boys Brigade“ beizutreten. Bereits ein Jahr nach dem Erscheinen des Buches trafen sich 11.000 Pfadfinder in London. 1910 zählte die Bewegung bereits 100.000 Mitglieder. Überall auf der Welt traf die Idee B. P.’s auf fruchtbaren Boden. Pfadfindergruppen schossen wie Pilze aus dem Boden. B. P. wurde von seinen Aufgaben in der Armee freigestellt, um sich ausschließlich der Pfadfinderbewegung widmen zu können.

Seine Frau, Olave St. Clair Soames, die er 1912 heiratete, war von seiner Idee ebenfalls so begeistert, dass sie den Anstoß zur Gründung von weiblichen Pfadfindergruppen gab. Kaum beeinträchtigt durch den ersten Weltkrieg, trafen sich Pfadfinder aus 21 Nationen zum ersten Jamboree 1920 in London, bei dem B. P. zum „Chiefscout of the world“ gewählt wurde. In der Folgezeit unterstützte und leitete B. P. die Gründung der Wölflings- und Roverarbeit. Weitere Bücher ergänzten die Pfadfinderidee und förderten deren Verbreitung.

B. P. starb, fast 84-jährig, am 6. Januar 1941 auf seiner Farm in Nyeri bei Nairobi in Kenia und wurde dort beerdigt.