Eine wahrlich lange Geschichte...

...haben die Pfadfinder nun schon hinter sich gebracht. 1899 durch die Idee des englischen Oberst Sir Robert Stephenson Smyth Lord geboren, erlangte die Pfadfinderbewegung in den darauffolgenden Jahren einen weltweiten Andrang. Nach seiner Pensionierung lebte B-P - wie ihn die Pfadfinder nennen - weiter mit und für das Pfadfindertum. Wie eingangs erwähnt, wurde dieses auf der ganzen Welt populär.

Spätestens mit dem dritten Reich erlebten die DPSG und die Pfadfinder in Deutschland und den anderen europäischen Staaten eine harte Zeit. Sie wurden vom Regime verboten, das neben der Hitlerjugend keine andere Organisation duldete. Im Untergund jedoch trafen sich die Jugendgruppen weiterhin, so auch in Villingen.

Nach dem Krieg mussten erst einige Jahre vergehen, bis sich in Deutschland die zerschlagenen Gruppen wieder neu formieren konnten. Aber auch in diesem Zuge sind die Pfadfinder in Villingen wieder neu zusammengekommen...

Die DPSG

Die Deutsche Pfadfinderschaft Sankt Georg (DPSG) ist mit 100.000 Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen der katholische Pfadfinderverband in der Bundesrepublik. Der Verband wurde 1929 gegründet; nach Auflösung und Verbot 1938 erlebte die DPSG in den fünfziger Jahren ein kontinuierliches Wachstum. Seit 1971 ist die DPSG ein koedukativer Verband für Mädchen und Jungen, Frauen und Männer. Die DPSG ist über den Ring deutscher Pfadfinderverbände Mitglied in der von Lord Robert Baden-Powell gegründeten Weltpfadfinderbewegung. Gemeinsam mit katholischen Pfadfinderverbänden aus anderen Ländern ist die DPSG Mitglied in der Internationalen Katholischen Konferenz des Pfadfindertums (CICS), die vom Heiligen Stuhl als internationale katholische Organisation anerkannt ist.

Die Deutsche Pfadfinderschaft Sankt Georg ist ein Erziehungsverband, der Kinder und Jugendliche dabei unterstützt, sich zu eigenständigen Persönlichkeiten zu entwickeln. Dabei stehen drei Prinzipien im Vordergrund, die bereits der Gründer der Pfadfinderbewegung, Lord Robert Baden-Powell, geprägt hat.

Unsere Erziehungsprinzipien:

  1. Paddle your own kanoe:
    Kinder und Jugendliche sollen zunehmend eigenständig entscheiden und handeln können.

  2. Learning by doing:
    Dieses Konzept der aktiven Erziehung will es jungen Menschen ermöglichen, aus Erlebnissen und Erfahrungen einen Gewinn an Kenntnissen, Fertigkeiten und Lebenseinstellungen zu ziehen. Entdecken, Erproben und Handeln fördern den Prozess, sich der Welt mit offenen Augen zuzuwenden.

  3. Look at the boy / girl:
    Unsere Arbeit orientiert sich an den Bedürfnissen von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Ihre Entwicklung und Interessen stehen im Vordergrund pfadfinderischer Erziehung.

Pfadfinder sein heißt...

  1. Sich aufrichtig und offen in die Gruppen des Verbandes einbringen und gemeinsam mit anderen das Leben der Gruppe gestalten.
  2. Vordringen in Gebiete, die noch niemand kennt.
  3. Sich neuen Erfahrungen öffnen, sich auf Abenteuer einlassen, sich freimachen von Zwängen immer wiederkehrender Abläufe.

Grundlinien unserer Lebensauffassung:

Die Mitglieder der DPSG orientieren sich am Evangelium Jesu Christi und an folgenden Grundlinien:

  • Leben in Hoffnung: Wir wagen den Aufbruch in ein neues Leben, indem wir uns gegenseitig etwas zutrauen und nicht jeder nur für sich handelt.
  • Leben in Freiheit: Wir wollen Menschen sein, die reden, was sie denken und tun, was sie sagen. Dabei fordern wir von uns vor großen Aufgaben und in schwierigen Situationen den Mut zum Risiko.
  • Leben in Wahrheit: Wir gehen den Dingen und Meinungen auf den Grund und gewinnen so unseren Standpunkt. Wir wollen Menschen sein, auf die man sich verlassen kann.
  • Leben in tätiger Solidarität: Wir erkennen in jedem Menschen unsere Schwester oder unseren Bruder. Wo wir leben, halten wir die Augen offen für Unterdrückung und Benachteiligung.

Das Konzept der vier Altersstufen:

Pfadfinderinnen und Pfadfinder schließen sich in Gruppen in vier Altersstufen zusammen: Kinder von 7 bis 10 Jahren heißen Wölflinge, von 10 bis 13 Jahren Jungpfadfinder. Jugendliche werden mit 13 Jahren Pfadfinder, und mit 16 Jahren Rover. Der Weg über die vier Altersstufen bietet jedem Mitglied die Chance, sich in und mit der Gruppe zu entwickeln. Im Wechselspiel mit der Dynamik der Gruppe, ihren Plänen, Erlebnissen und deren Reflexion kommt die Persönlichkeit jedes Einzelnen mehr und mehr zur Entfaltung. Im Entdecken, Ausprobieren, Wagnis und Unterwegssein werden Kinder und Jugendliche ermutigt, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen.

 

Die Geschichte der Pfadfinderei

Die Anfänge der Pfadfindergeschichte sind untrennbar mit der Person Baden-Powell verbunden und um ihn dreht sich deshalb der erste Abschnitt. Dann folgt etwas über die internationale Verbreitung der Pfadfinderidee.

Baden-Powell

Jedem Pfadfinder in der ganzen Welt sind die Buchstaben B.P. ein Begriff. Bezeichnen sie doch den Chiefscout of the world", Sir Robert Stephenson Smyth Baden-Powell, Lord of Gilwell.

Um den tieferen Sinn der Pfadfinderbewegung verstehen zu können, muß man sich zuerst mit der genialen Schöpferfigur beschäftigen, die durch ein Buch die Grundlage zu der großen pädagogischen Bewegung legte, die heute die ganze Welt umfasst.

B.P. wurde am 22. Februar 1857 als fünftes Kind von insgesamt sieben in London geboren. 2 Jahre später verstarb sein Vater, Professor für Theologie, Naturwissenschaften und Geometrie. Bereits 19 Jahre später trat B.P. in die militärische Laufbahn ein, welche ihn zuerst nach Indien und später nach Afrika führte. Während dieser Zeit nahm B.P. die Eindrücke und Erkenntnisse auf, die sich später bei der Gründung der Pfadfinderbewegung als überaus fruchtbar erwiesen.

So z.B. sind folgende persönliche Erlebnisse Baden-Powells in den Grundlagen der heutigen Pfadfinder nachweisbar: B.P. entwickelte in der Armee in Indien das Patrolsystem. In der Pfadfinderarbeit gilt das Prinzip der kleinen Gruppe" (Patrol=Sippe). Ferner erfand B.P. als Auszeichnung und Kennzeichnung der Armeekundschafter das Abzeichen Arrowhead" (Pfeilspitze). Aus dieser Idee entwickelte sich die Lilie als Pfadfinderabzeichen.

Eine sehr wichtige Begebenheit für die Entwicklung der Pfadfinderarbeit ist die Begegnung mit Rudyard Kipling, dem Verfasser der Dschungelbücher. Kipling beschreibt ein Menschenkind, das bei den Tieren im indischen Dschungel aufwächst, deren Sprache und Lebensgewohnheiten erlernt und die große Tierfamilie begreift. Dieses Buch diente u.a. Walt Disney als Vorlage für den weltbekannten Zeichentrickfilm Das Dschungelbuch". Aus dieser Begegnung mit Kipling sind folgende, heute noch gebräuchliche Begriffe der Pfadfinderarbeit abzuleiten: Wölflinge" als Bezeichnung der Kinderstufe in der Pfadfinderarbeit, Akela" als Bezeichnung für den Leiter von Wölflingen, Baghira" als Bezeichnung für die Helfer der Akelas. Auch die weitere Symbolik in der Pfadfinderarbeit, vor allem in der Kinderstufe, ist auf Kipling zurückzuführen. (Treffen am Ratsfelsen, Wolfsgeschrei etc.)

Aus den Treffen mit verschiedenen afrikanischen Stämmen, erhielt B.P. weitere Anregungen für die Pfadfinderidee. Die Gebräuche der Zulus fanden ihren Niederschlag im Pfadfinderpfiff und in den Pfadfindertänzen. Die Askantin Expedition" brachte den Pfadfindern das Signalverfahren mit Trommel und Rauch. Die Idee des Jamboree", des im vierjährigen Rhythmus stattfindenden internationalen Pfadfindertreffens stammt von den Buschmännern.

Diese und andere Erkenntnisse setzte B.P. in seinem ersten Buch Aids to scouting" für die Ausbildung der Kundschafter in der britischen Armee um. Das Buch erschien 1899, gerade als er im Verlauf des Burenkrieges die Leitung der Verteidigung der belagerten Stadt Mafeking hatte, und fand bald Einlaß als Erziehungsmittel in verschiedenen Knaben- und Mädchenschulen. In diese Zeit fällt auch die Entstehung einer britischen militärischen Jugendorganisation, der Boys Brigade". B.P. wird 1903, nach einer Parade dieser Organisation aufgefordert, sein Buch Aids to scouting" für diese Boys Brigade" umzuschreiben. B.P. beschäftigte sich einige Jahre intensiv mit dem Problem der Jugenderziehung und entwickelte nach und nach eine Erziehungsmethode, die in der Welt ihresgleichen sucht".

Schließlich 1907 ist es soweit. B.P. fährt mit einer Gruppe von Jugendlichen aus allen Bevölkerungsschichten auf das erste Zeltlager der Pfadfindergeschichte auf Brownsea Island" vor der Küste Englands. Die Teilnehmer trugen eine einheitliche Uniform, um die sozialen Unterschiede nicht erkennbar werden zu lassen. Das Lager bestätigte Baden-Powells Methode in allen Punkten und übertraf sogar noch seine Erwartungen. B.P. schrieb daraufhin sein nächstes Buch Scouting for Boys". Eigentlich als Arbeitsbuch für die Boys Brigade" gedacht, entwickelte sich das Buch zu einem Bestseller. Die Jugendlichen schlossen sich zu Gruppen zusammen, ohne jedoch der Boys Brigade" beizutreten. Bereits ein Jahr nach dem Erscheinen des Buches trafen sich 11.000 Pfadfinder in London. 1910 zählte die Bewegung bereits 100.000 Mitglieder. Überall auf der Welt traf die Idee B.P.'s auf fruchtbaren Boden. Pfadfindergruppen schossen wie Pilze aus dem Boden. B.P. wurde von seinen Aufgaben in der Armee freigestellt, um sich ausschließlich der Pfadfinderbewegung widmen zu können.

Seine Frau, Olave St. Clair Soames, die er 1912 heiratete, war von seiner Idee ebenfalls so begeistert, daß sie den Anstoß zur Gründung von weiblichen Pfadfindergruppen gab. Kaum beeinträchtigt durch den ersten Weltkrieg, trafen sich Pfadfinder aus 21 Nationen zum ersten Jamboree 1920 in London, bei dem B.P. zum Chiefscout of the world" gewählt wurde.

In der Folgezeit unterstützte und leitete B.P. die Gründung der Wölflings- und Roverarbeit. Weitere Bücher ergänzten die Pfadfinderidee und förderten deren Verbreitung.

B.P. starb, fast 84-jährig, am 6. Januar 1941 auf seiner Farm in Nyeri bei Nairobi in Kenia und wurde dort beerdigt.